Kleiner Staat - Grosse Kunst: Eine Konzertreihe

Die Konzertreihe widmet sich dem musikalischen Reichtum der Barockzeit im Kontext der deutschsprachigen Kleinstaaterei.  Die zahlreichen Hofkapellen der kleinen Fürstentümer eiferten musikalisch erst französischen, später italienischen Vorbildern nach. Fürsten scheuten weder Kosten noch Mühen, um die besten Musiker einzustellen und ihre Komponisten auf Studienreisen in die Musikmetropolen zu schicken, von wo sie meist mit Musikabschriften berühmter Vorbilder zurückkehrten. Die heutigen Bibliotheksbestände legen Zeugnis von diesem europaweiten Austausch ab und wir freuen uns darauf, dies in verschiedenen Konzertprogrammen zu thematisieren.  

Molter - moltissimo!

Fr, 20. Oktober 2023 19:30 Museum Kleines Klingental, Basel; Sa, 21. Oktober 2023 19:30 Reformierte Kirche Rümlingen

Abseits von Fürstendiensten

Fr, 1. September 2023, 19:30 Wildt’sches Haus, Basel; So, 3. September 2023 17:00 Reformierte Kirche Rümlingen

Meister und Eleven:

Das Programm mit dem Titel "Meister und Eleven" widmet sich dem am Dresdner Hof wirkenden Johann Georg Pisendel und seinen Schülern Johann Gottlieb Graun und Franz Benda. Zu Gast ist die Barockgeigerin Amandine Beyer. Als Dozentin an der Schola Cantorum Basiliensis beeinflusste sie die GeigerInnen des Ensembles massgeblich. Somit erhält der Konzerttitel einen doppelten Sinn.

Pisendel war ab 1712 bis zu seinem Tode 1755 als Violinist und ab 1728 ebenfalls als Konzertmeister an der Dresdner Hofkapelle tätig, die zu seinen Lebzeiten unter Johann Adolf Hasse europaweiten Ruhm erlangte. Sowohl J.G. Graun als auch F. Benda erhielten hier von ihm Unterricht im Violinspiel. Als sich Graun und Benda später in der preussischen Hofkapelle von Friedrich II. wiedertrafen, nahm Benda Kompositionsunterricht bei Graun. So wurden die Schüler selbst zu Meistern und gaben ihr Können untereinander und an die nächste Generation weiter. Im siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763, den Preussen gegen Sachsen führte, wurde Sachsen empfindlich geschwächt. Die Verschiebung der kulturellen Bedeutung des sächsischen zum preussischen Hof wird auch an den Anstellungsverhältnissen der berühmten Musiker dieser Zeit deutlich.



Familiär verbandelt - die Musik der Bendas

Das Folgeprojekt wird das Kernensemble Der Musikalische Garten ein Programm unter dem Motto "Familiär verbandelt" mit Kompositionen der Familie um Franz Benda gestalten.
Vater, Bruder, Sohn und Schwiegersohn – alle waren sie Geigenvirtuosen an den führenden deutschen Fürstenhöfen und konnten sich sicher nicht zuletzt aufgrund der familiären Bande ihrer guten Positionen an den Hofkapellen erfreuen. Die hohe Qualität ihres kompositorischen Schaffens und ihrer Virtuosität spiegelt sich in den streicherbesetzten Sonaten und Triosonaten wider.



À la Françoise: Lullys deutsche Liebhaber

Das nächste Programm der Konzertreihe Kleiner Staat – Grosse Kunst widmet sich den von dem Franzosen Jean-Baptiste Lully beeinflussten Komponisten an deutschen Fürstenhöfen. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war Frankreich kulturelles Vorbild für seine Nachbarstaaten und bestimmte ebenfalls das Musikleben der deutschen Fürstentümer. Vertreter einer ganzen Generation deutscher Komponisten wie Johann Fischer, Georg Bleyer, Philipp Heinrich Erlebach und Johann Bernard Bach werden heute schlichtweg als „Lullisten“ bezeichnet. Ihre Ouvertüren-Suiten gehören zu einer in deutschsprachigen Landen neuen Gattung, die sich im Barockzeitalter grosser Beliebtheit erfreute.


Darmstadt 1709–1760

Kammermusikalische Kuriositäten des Hofkapellmeisters Christoph Graupner

Das Programm wird von dem erweiterten Ensemble Der Musikalische Garten gestaltet und widmet sich dem kammermusikalischen Repertoire der Darmstädter Hofkapelle, die unter dem Landgrafen Ernst Ludwig und der damit verbundenen Einstellung Christoph Graupners zur Blühte gelangte. Graupner komponierte gern für ausgefallene Besetzungen – so sind auch vier Fagottkonzerte von ihm erhalten und Werke für Viola d’amore. Seiner unermüdlichen kompositorischen Tätigkeit verdanken wir ein umfassendes Œuvre, welches fast ausschliesslich in der Darmstädter Universitätsbibliothek erhalten geblieben ist.

Gerurtstagsgrüsse aus Thüringen

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Das Partiturbuch von Jakob Ludwig ist eine der musikalischen Quellen, anhand der bereits im 17. Jahrhundert ein reger Austausch an Musikern und Musikhandschriften zwischen verschiedenen Städten und Ländern ersichtlich wird. Besonders offensichtlich ist in diesem Fall die Verbindung zwischen Wien und den mitteldeutschen Höfen.

Der in Gotha wirkende Musiker Jakob Ludwig stellte 1662 zum Geburtstag für seinen vormaligen Arbeitgeber Herzog August II. von Braunschweig-Wolfenbüttel eine Sammlung mit Instrumentalmusik zusammen, die er vermutlich besonders schätzte.

Darunter befinden sich sowohl Kompositionen berühmter Musikerpersönlichkeiten aus Wien, wie Antonio Bertali, als auch solche von heute kaum mehr bekannten lokalen Komponisten wie Johann Michael Nicolai, Johann Andreas Oswald und David Pohle.

Zahlreich sind Stückbesetzungen mit Bläsern, darunter auch Fagott/Dulzian – keine Selbstverständlichkeit, da die Streichinstrumente inzwischen auch in deutschen Ländern unangefochten dominierten. So gesellt sich zu den Geigen meist die Viola da gamba als Bassinstrument, die sich im deutschsprachigen Raum nach dem 30-jährigen Krieg losgelöst vom Consortspiel neu etablierte.